Meine Schwierigkeiten mit der neuen Jahreslosung
Ganz anders als die letzte, hat mich die diesjährige Jahreslosung erst überhaupt nicht angesprochen. "Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen." (1.Kor. 16,14) So eine einfache Aufforderung, lieb miteinander umzugehen, scheint mir banal und kontraproduktiv. Vor allem in einer Kultur, in der wir Weltmeister sind, über unsere Beziehungen Zuckerguss zu streuen und unser Gegenüber nicht ahnen zu lassen, was wir wirklich empfinden und meinen. Muss man dabei einerseits befürchten, so etwas wie zuckerkrank zu werden, sind dadurch anderseits grosse Enttäuschungen vorprogrammiert. Statt den Unterschieden ins Auge zu blicken und dann – angesichts oder trotz ihrer – einen Weg zu finden, in Frieden und Liebe miteinander umzugehen, nehmen wir – einem falschen Frieden zuliebe – doch in der Regel die Abkürzung: Wir übertünchen die Unterschiede, gehen schonungsvoll und überlieb miteinander um, kämpfen aber dann verdeckt darum, uns durchzusetzen. Meine Sorge also: Diese Jahreslosung wird diese Tendenz noch verstärken und moralisch rechtfertigen!
Kontext Konflikte
Erst ein Gespräch mit meinem Kollegen in Oberburg brachte die Wende. Der Kontext im ersten Korintherbrief sind handfeste Unterschiede und Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen in der Gemeinde. Dabei bietet Paulus nahezu alle seine theologischen Weisheiten auf, um den frühchristlichen Korinthern nahezulegen, trotz aller Unterschiede zusammen zu bleiben und einander zu respektieren. Ein wichtiger Höhepunkt ist dabei das 13. Kapitel mit seinem sogenannten Hohelied der Liebe. Und auf diese Liebe kommt er dann am Schluss seines Briefes mit unsrer Jahreslosung noch einmal zurück. Mit dieser Liebe aber soll gerade gar nichts übertüncht werden. Der Streit war ja längst ein offener. In dieser angespannten Lage fordert Paulus auch nicht zum lieb Sein auf. Das wäre hoffnungslos. Und so geht es bei der gemeinten Liebe nicht darum, einander anziehend und attraktiv zu finden (Eros). Ja, nicht einmal darum, miteinander Freundschaft zu schliessen (Philia). Es geht vielmehr um die göttliche Liebe (Agape), die über Gute und Böse, über Gerechte und Ungerechte regnen und die Sonne scheinen lässt (Mt. 5,45). Um eine Kraft also, die sich offenbar dadurch auszeichnet, dass Unterschiede, dass das, was auseinander strebt, zusammenzuhalten. Und dies, ohne etwas zu übertünchen. Bei vollem Bewusstsein der bestehenden Spannungen. Ein Zusammenhalten, das also nur durch Gespräch und Auseinandersetzung zu haben ist.
Liebe als Fairness
Wie aber nun das in der Losungswendung "in Liebe" Gemeinte zum Ausdruck bringen? Wie dem banalen Missverständnis wehren? Wie – ob dem nackten Leitsatz – die Inflation oberflächlicher Sympathiebekundungen nicht noch weiter explodieren zu lassen oder zumindest nicht weiter zu verstärken? Ich habe in der nun hier unten veröffentlichten und (bisher) kleinen Text-Bilder-Serie etwas versucht. In aller Kürze: Ich schlage vor, "Liebe" durch "Fairness" wiederzugeben bzw. zu ergänzen. Fairness im Umgang miteinander ist sicher weniger, als das, was die göttliche Liebe meint. Fairness ist aber – scheint mir –verständlicher, handfester und beugt dem zu vermeidenden Missverständnis vor. Und Fairness bedeutet auf jeden Fall ein Vielfaches mehr, als ein lieb Sein zueinander: Sie erfordert eine echte Wahrnehmung des Gegenübers und eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Und erst diese können einen Raum echten Friedens ermöglichen. Und so ein Raum ist wohl mit dem Ausdruck "in Liebe" angesprochen.
Darum also:
"Alles, was ihr tut, geschehe in Fairness."
Oder:
"Machet, dass alls bi öich i de Fairness gscheht."
7 Wort-Bilder, 2 Versionen, 5 Sprachen, 2 Formate
Es sind bisher 7 Wort-Bilder entstanden. Alle sind geprägt durch den Versuch, die Wörter visuell in das Bild zu integrieren. Die Bilder sind dieses Mal alle von mir selber aufgenommen. Den Text gibt es auf Deutsch, Bern-Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch. Es sind in einer ersten Bilder-Version allein die Worte der Jahreslosung wiedergegeben und in einer zweiten die Jahreslosung mit der Ergänzung der "Fairness".
Juli 2024: 2 weitere Sprachen – Italiano und Rumantsch
Nachdem ich dazu angefragt wurde, habe ich die Wort-Bilder der Jahreslosung 2024 auch mit Texten auf Italienisch und Rätoromanisch fertiggestellt.
Herunterladen
Die 7 Text-Bilder stelle ich hier wieder zur Verfügung.
Da ich die Bilder selber gemacht habe, liegen Rechte für die Fotos und für die Text-Bilder dieses Mal ganz bei mir.
Mit einem Klick unten auf den jeweiligen Sprach-Version-Link gerät man zum entsprechenden Ordner mit allen 7 Bildern in den beiden Fassungen: Mit oder ohne die Ergänzung "Fairness". Per Rechtsclick lässt sich der ganze Ordner oder auch nur einzelne Bilder herunterladen. Zur Auswahl steht das rechteckige Format, nämlich A4 297*210 mm, und das quadratische Format, 210*210 mm, beide mit 300 Pixeln pro Zoll.
Links zu den sieben Sprach-Versionen 01 Jahreslosung 2024 - Deutsch 02 Jahreslosung 2024 - CH-Deutsch
Kosten/Beteiligung
Ihr dürft die Text-Bilder kostenlos verwenden. Wer Spass an ihnen hat, ahnt, was für Arbeit dahinter steckt, und diese unterstützen und honorieren möchte, ist natürlich herzlich willkommen. Als Richtpreis hat sich pro Bild der Betrag eines Kaffees eingebürgert (vgl. Pixabay.com).
Für die Schweiz
- Entweder per Handy über TWINT auf +41 79 417 66 53.
- Oder auf das Postfinance-Konto CH76 0900 0000 3025 4071 1
Für andere Länder
Postfinance-Konto: CH52 0900 0000 1634 6797 5
Empfänger
Christian C. Adrian, Kirchgasse 4, 3414 Oberburg, Schweiz
Bildnachweis, Fragen und Rückmeldungen
Wer auch immer diese Text-Bilder verwenden will, ist angehalten – wenn immer möglich – den folgenden Bildnachweis anzugeben: fotowerkstatt@ccadrian.ch Fragen und Rückmeldungen gerne auch an fotowerkstatt@ccadrian.ch oder gleich unten auf dieser Seite.
Viel Spass!
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