1. Wir halten das Kirchen-Gefährt auf dem Weg
Wir machen das Beste aus der schwierigen Lage. Schon lange. Wir halten das Fahrzeug der Kirche auf dem Weg. Unter grossem Einsatz. Gewissenhaft. Ein Kraftakt sozusagen. Auch wenn sich zunehmend Müdigkeit einschleicht. Sich ein gewisser Trotz als Gegengewicht einstellt. Auf keinen Fall darf das Kirchen-Gefährt stehen bleiben, auf Abwege geraten, im Strassengraben der Geschichte landen! Wir halten unsere Kirche am Laufen und auf dem Weg. Auch wenn wir diesen Weg weiter vorne zu Ende gehen sehen. Er löst sich auf. Wohlmöglich endet er abrupt an einem Abgrund. Wer weiss. Noch war niemand da vorne. Aber auf ihm bleiben, werden wir wohl nicht können. Es sei denn, es geschieht ein Wunder.
2. Eine wundersame Wegverlängerung
Dazu passt ein Gleichnis, das Jesus erzählt hat. Ein reicher Mann zog mit seinem ganzen Haus von Jericho hinauf nach Jerusalem. Dort wollte er sich niederlassen und Gott dienen. Sei es, er sei sich seiner Ortskenntnisse zu gewiss gewesen. Sei es, man habe ihm den falschen Weg gewiesen. Sei es, er habe den richtigen unaufmerksam verfehlt. Nach einer Biegung sah er in nicht allzu grosser Ferne seinen Weg enden. Was sollte er tun? An die letzte Weggabelung zurückkehren? Bei der nächsten Abzweigung den Weg verlassen? Sein Ziel infrage stellen und umkehren? Oder den eingeschlagenen Weg zu Ende gehen? In der Hoffnung, ein Wunder möge geschehen, der abgebrochene Weg sich vor den eigenen Füssen verlängern und über den Abgrund hinweg ans Ziel führen, entschied sich der reiche Mann zu glauben und Gott um das Wunder zu bitten. Dieses geschah. So kam er mit den Seinen ohne weitere Hindernisse und wohlbehalten in Jerusalem an. (Vgl. Matthias-Evangelium 13,25-32)
3. Trost und Hoffnung?
Dieses Wunder kennen wir. Es dauert schliesslich mindestens schon ein Jahrhundert an. So können diese Worte auch uns Hoffnung schenken. Sie wollen unser Vertrauen stärken. Sie sollen uns dabei helfen, auch unter den schwierigsten Bedingungen durchzuhalten. Sie wollen uns ermutigen, auf Gottes Hilfe zu vertrauen und den einmal eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Trotz aller gegenteiliger Wahrnehmungen und Warnungen.
Bevor wir aber in diesem Vertrauen unser Gebet vor Gott bringen, den eingeschlagenen Weg weitergehen, alles beim Alten belassen und so weitermachen wie bisher, müssen wir kurz bedenken: Jesus hat dieses Gleichnis nie erzählt. Auch sind keine anderen Worte von ihm berichtet, die diese Haltung unterstützen. Auch im verlorenen Matthias-Evangelium nicht.
Im Sommer 2022, Christian C. Adrian[3]
[3] Mein Dank geht an Andreas Zingg für Brainstorming und Feedback zum ersten Entwurf; auch an die Mitglieder des Think-Tanks des Bernischen Pfarrvereins für dessen kritische Diskussion: Henriette Cann-Guthauser, Donald Hasler, Sandra Kunz und Andreas Zingg. Dazu geht ein Dank an Jürg Krebs, Reto Beutler und Silvia Stohr für ihre kritisch-wohlwollenden Rückmeldungen zum zweiten Entwurf und an Silvia Stohr auch für die zur letzten Version. Die verbleibenden Fehler sind meiner Uneinsichtigkeit geschuldet.
Übersicht
1. Wir produzieren die Katastrophe
2. Wir haben keine Chance: Ergreifen wir sie!
II. Verses: Für eine Innovationsexplosion!
III. Bridge: Brachzeit – Kirchen-Sabbat! 1. Wer hat noch Kraft für einen revolutionären Schritt?
2. Exnovation: Raum für Neues schaffen
3. Ein Pfad zur Erneuerung: Brachzeit – Gesprächszeit
IV. Chorus: Evangelium? 1. Wie das Evangelium leben?
2. Imperative prägen unsere Kirchen – Zuspruch leben?
3. Evangeliums- und Innovationsexplosion
1. Wir halten das Kirchen-Gefährt auf dem Weg
2. Eine wundersame Wegverlängerung
3. Trost und Hoffnung?
Comments