1. Wie das Evangelium leben?
Heraus aus der Anpassung! Heraus aus dem (neoliberalen) Leistungsdiskurs! Aus der Besitzstandwahrung – auf allen Seiten! Aus dem Abschieben der Verantwortung auf andere! Aus Sündenbocksuche und Stigmatisierung! Und sogar aus der Aufrechterhaltung netter, irrelevanter Anlässe. Raus aus dem Schein! Näher an die Wirklichkeit! Näher an das Eigentliche! Beides will allerdings erst gesucht werden. Also ab auf den Weg der Suche! Nach dem Sein. Nach dem Sinn. Nach Heil und Glück. Diese Wende bewegt heute viele Menschen. Wir sind ihnen auf diesem Weg nicht voraus. Wir müssen erst selbst wieder auf ihn geraten. Dann könnten wir ihn zusammen mit anderen gehen. Vielleicht entlang der Frage: Wie das Andere ins Leben tragen? Das Andere? Ja: Das, was fehlt. Das Evangelium Gottes. Den Indikativ: Du bist, du hast, du darfst, du kannst. Schon nur als Gegengewicht. Als Einschränkung der vielen Imperative, die unser Leben prägen. Zu deren Unterscheidung und Sichtung. Zur Gewinnung eines Stücks (Selbst-)Bestimmung. Eines befreienden Andersseins.
2. Imperative prägen unsere Kirchen – Zuspruch leben?
Auch unsere Kirchen geben sich gerne Imperative. Ein Blick auf Vision und Leitbild der Berner Kirche zeigt, dass diese sich stark an der Aussen-Wirkung orientieren. Die strukturelle, die interne Kommunikation, also die beruflich Mitarbeitenden sind nicht in den Blick geraten. Wenn doch, dann als Adressaten von Imperativen. (Vgl. Vision Kirche 21, 2018; Leitbild für die Legislaturperiode 2020-2023). Wie aber sollen diese Mitarbeitenden den Zuspruch des Evangeliums weitergeben? Wie sollen sie den Indikativ des Glaubens (Du bist, nicht du sollst …!) leben? Wie sollen sie erlösend wirken? Befähigend. Ermächtigend. Unmöglich, solange sie von allen Seiten vor allem Imperative vorgehalten bekommen! Zuweilen widersprüchliche. Oder auch übermenschliche. In den zum Scheitern verurteilten Versuchen, hier zu genügen, zerbricht so mancher Traum einer christlichen Existenz in der Kirche.
3. Evangeliums- und Innovationsexplosion
Mehr Evangelium ist nötig! Mehr gegenseitige Befreiung in den strukturellen Beziehungen der Kirche[2]: Wie könnte das gelingen? Und vorher: Warum soll das überhaupt angestrebt werden? Heute muss doch alle Welt unter erhöhtem Leistungs- und Erfolgsdruck leben! Warum soll es in der Kirche anders sein? Noch einmal: Beteiligung ist Wertschätzung. Wertschätzung weckt Freude. Entlastung und Stärkung geben Kraft und Energie. Gestaltungsspielräume wecken Lust. Das Potential für eine Innovationsexplosion ist vorhanden. Das notwendige Mischungsverhältnis aber, die kritischen Bedingungen für ihre Wirksamkeit müssen noch gesucht – und gewagt werden. Es fehlt – mutmasslich – noch an Evangelium.
[2] Für das Pfarramt fragt Jan Hermelink, 2019, im Anschluss an Manfred Josuttis und in Herausforderung rein auftragsgeprägter Vorstellungen vom Pfarrberuf: «Wo [...] realisiert sich für die Pfarrer*innen dieses Primat der Gnade [...]?»
Übersicht
1. Wir produzieren die Katastrophe
2. Wir haben keine Chance: Ergreifen wir sie!
II. Verses: Für eine Innovationsexplosion!
III. Bridge: Brachzeit – Kirchen-Sabbat! 1. Wer hat noch Kraft für einen revolutionären Schritt?
2. Exnovation: Raum für Neues schaffen
3. Ein Pfad zur Erneuerung: Brachzeit – Gesprächszeit
IV. Chorus: Evangelium? 1. Wie das Evangelium leben?
2. Imperative prägen unsere Kirchen – Zuspruch leben?
3. Evangeliums- und Innovationsexplosion
1. Wir halten das Kirchen-Gefährt auf dem Weg
2. Eine wundersame Wegverlängerung
3. Trost und Hoffnung?
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