II. Verses: Für eine Innovationsexplosion!
1. Keine Innovation ohne "Exnovation"
a. Potential vorhanden – warum unwirksam?
In unserer Kirche liegt ein grosses Potential brach. Es sind die vielen, so unterschiedlichen Menschen, die in ihr engagiert sind. Vielfältig begabt, vielseitig interessiert, gut ausgebildet; tief gegründet, reflektiert und hochmotiviert. Ein geballtes Potential an Innovationkraft! Wie schaffen wir es, dieses nicht wirken zu lassen? Warum kommt es nicht längst zu einer gewaltigen Innovationsexplosion? Herausforderungen und Gelegenheiten dazu gibt es zuhauf!
b. Balance – aus dem Lot
Die Balance zwischen «Grundversorgung» und Innovationsspielraum ist aus dem Lot. Tendenz steigend. Die Zutaten für dieses implosive Gemisch? Relevanzverlust. Abnehmende Ressourcen. Das Bestreben, so viel wie möglich aufrecht zu erhalten. Eine Zentrale, die auf sich selbst setzt. Auf die zunehmende Anzahl ihrer Spezialstellen.
c. Komm-Strukturen – nicht auf Augenhöhe
Und dann sind da die vielen guten und netten Anlässe! Für die meisten Menschen sind sie irrelevant geworden. Selbst denen, die sie verantworten, gestalten und anbieten, werden sie nicht mehr gerecht. Dabei verharren wir in einseitigen Komm-Strukturen. Diese schreiben Rollen fest. Schaffen Gefälle. Dieses wird zu wenig aufgelöst. Es behindert Begegnungen auf Augenhöhe. Diese werden gesucht – zu häufig vergeblich.
d. Boreout und Burnout – Kräfte gebannt
Die Qualität solcher Anlässe unterfordert. Ihre Quantität überfordert. Mit zunehmendem Boreout aber überfordert diese Anlassflut auf der ganzen Linie. Da verflüchtigen sich Lust und Befriedigung. Bei den Geladenen: Sie bleiben leer. Dann fern. Bei den Ladenden: Sie brennen aus. So werden Kräfte gebunden und gebannt. Das Potential bleibt unerschlossen.
e. Selbstoptimierung – au bout du souffle
Im Pfarramt fühlen sich viele ausgepresst wie eine Zitrone. In anderen kirchlichen Berufen steht es ähnlich. Selbstoptimierung! So lautet die Forderung aus dem geltenden Menschenbild. Aus dem (neoliberalen) Gesellschaftsprojekt, das unsre Zeit beherrscht. Mit schwindenden Ressourcen droht sich die überfrachtende Tendenz noch zu steigern. Wir inszenieren gemeinsam das Stück «Au bout du souffle!» («Exhausted!», «Flasche leer!», «I cha nüm!»).
f. Nume nüüt Nöis meh! – «Exnovation» nötig
So wie wir in unsrer Zeit nicht zu unsren Beschränkungen stehen können. So wie wir getrieben sind, Grenzen zu verschieben. So ist nicht nur der Tod ein Tabu. So fällt uns überhaupt alles Beenden schwer. Kaum jemand schafft es, rechtzeitig und freiwillig aufzuhören. Eine Aufgabe, eine Rolle, eine Karriere etc. Wer aber nicht aufhören, wer nicht ausmisten, nicht entsorgen kann, dem droht die Thrombose, der Hirnschlag, der Infarkt, die Erstickung, der Stillstand. Dem steigt das Wasser bis an den Hals. «Au bout du souffle» muss dann zu «Nume nüüt Nöis meh!» führen. Zwangsläufig. So gilt auch in der Kirche: Ohne «Exnovation» («Fort-Neuerung»), ohne Dinge zu beenden, ohne neuen Raum zu schaffen wird Innovation unmöglich. (Vgl. Harald Welzer: Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens, 20212, S. 254.)
Übersicht
1. Wir produzieren die Katastrophe
2. Wir haben keine Chance: Ergreifen wir sie!
II. Verses: Für eine Innovationsexplosion!
III. Bridge: Brachzeit – Kirchen-Sabbat! 1. Wer hat noch Kraft für einen revolutionären Schritt?
2. Exnovation: Raum für Neues schaffen
3. Ein Pfad zur Erneuerung: Brachzeit – Gesprächszeit
IV. Chorus: Evangelium? 1. Wie das Evangelium leben?
2. Imperative prägen unsere Kirchen – Zuspruch leben?
3. Evangeliums- und Innovationsexplosion
1. Wir halten das Kirchen-Gefährt auf dem Weg
2. Eine wundersame Wegverlängerung
3. Trost und Hoffnung?
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